Glücksspieler/in oder schon spielsüchtig?

Spielsucht
Spielsucht
Wenn man von Spielsucht schreibt, meint man in der Regel jene Krankheit, die sich hinter dem eher sperrigen Begriff „pathologisches Spielen“ verbirgt. Damit ist in der Regel jedoch nicht die Sucht nach Mensch-Ärgere-Dich-Nicht und Memory gemeint, sondern die Sucht nach Glücksspielen. Ausgenommen sind elektronische Spiele (Computer, Playstation, XBox, etc.), die eher in den Bereich der Computer- oder Internetsucht fallen. Das traditionelle Verständnis von Spielsucht meint in jedem Fall das Glücksspiel, bei dem es um reales Geld geht – und wo Betroffene meist ihr reales materielles Leben inkl. Haus, Hof, Auto und zuletzt auch Familie verspielen. Warum gibt es diese Sucht überhaupt, wenn das Ergebnis zumeist so aussieht?

Die Antwort ist relativ einfach und wie in jeder Sucht: Weil es Nichts mit Vernunft oder rationalem Denken zu tun hat. Statt des rationalen Denkens tritt das magische Denken. Betroffene entwickeln Systeme, mit denen sie überzeugt sind zu gewinnen. Dabei gibt es einige manipulative Techniken, die statistische Vorteile bringen, jedoch in den Casinos natürlich nicht erlaubt sind. Die meisten selbstentwickelten Systeme basieren jedoch auf keiner rationalen Grundlage. „Nun kam schon dreimal eine schwarze Zahl beim Roulette. Jetzt muss doch eine rote Zahl kommen.“ – klingt irgendwie logisch, ist es jedoch nicht. Die Wahrscheinlichkeit, dass wieder eine rote Zahl kommt ist ebenso hoch, wie bei den vorherigen Runden: 48,6%. Und wer nun deshalb einen hohen Betrag auf Rot setzt und sein Glücksschweinchen fest umarmt, wird dennoch bar finanzieller Mittel den Tisch verlassen.

Wie erkennt man nun ob man spielsüchtig ist? Es gibt einige objektive Merkmale wie hohe finanzielle Verluste, sehr häufiges Spielen, Kontrollverlust (wenn man eine hohe Summe verliert, kann man dennoch nicht aufhören – subjektive Gründe sind zumeist, dass man sicher ist, dass man nun wieder Glück haben muss und die Verluste damit wieder ausgleichen kann), Unfähigkeit abstinent zu sein (sobald man das Gehalt hat, ist man auch schon wieder im Casino), Unfähigkeit Grenzen zu setzen bzw. einzuhalten, beispielsweise wie lange man im Casino ist und wie viel Geld man maximal verlieren darf und zuletzt natürlich das Anhäufen hoher Schulden. Bei den Casinos und Banken, selbst bei den Verwandten und Bekannten wird versucht Geld zu leihen um es – danke der vermeintlichen Gewinne – wieder zurückzahlen zu können.

Es gibt oft einen Punkt, an dem es nicht mehr um das Geld geht, sondern um den Nervenkitzel. Gewinnen oder verlieren, alles riskieren. Andere Aktivitäten werden uninteressant. Kinoabend? Nichts im Vergleich zu einem Besuch im Casino. Meistens wird das dann geleugnet, man erfindet Geschichten um zu verbergen wo man gerade ist weil man sich sicher ist, dass die Anderen einen eh nicht verstehen.

Wie gerät man in diesen Sog? Es gibt drei grobe Phasen der Spielerkarriere: Positiver Anfang (kleinere Gewinne, vielleicht sogar ein größerer Gewinn), kritische Gewöhnungsphase (Versuch wieder zu gewinnen, Gewinn und Verlust wechseln sich ab, Verluste häufen sich), Suchtstadium (man muss spielen, Verzweiflung macht sich breit). Dazu kommen dann häufig Schuldgefühle, später Beschaffungskriminalität und irgendwann der Zusammenbruch oder sogar Suizidgedanken.

Wie kommt man wieder heraus? Es gibt Ratgeber und Selbsthilfegruppen wie die Anonymen Spieler. Beratungsangebote und nicht zuletzt eine Psychotherapie um das Suchtverhalten auch nachhaltig in den Griff zu bekommen. In schweren Fällen gibt es auch die Möglichkeit einer stationären Therapie. In der Therapie werden die auslösenden Faktoren betrachtet, unbewusste Einflüsse aufzudecken und versucht Gedankenmuster und damit verbunden auch Handlungsmuster nachhaltig zu verändern. In manchen Fällen ist auch eine negative Beziehungsdynamik die Ursache der Spielsucht und kann mit einer ergänzenden Paar- oder Familientherapie behandelt werden.

Quelle: Mayer, G. & Bachmann, M. (2011). Spielsucht. Ursachen, Therapie und Prävention von glücksspielbezogenem Suchtverhalten (3. Auflage). Berlin, Heidelberg: Springer Verlag.

Kommentare sind geschlossen.